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Hi!
Vor ein paar Monaten habe ich einmal versucht, eine anatomisch korrekte Illustration einer Klitoris zu erstellen. Mithilfe von DALL-E, dem Bildgenerierungsmodell, das in ChatGPT integriert ist. Ich brauchte das Bild dringend und schnell für einen Artikel über Frauengesundheit.
Ich war ziemlich verblüfft, als die KI mir ein Bild servierte, das wie eine gruselige schwarze Blumenvase aussah.

„Hier ist eine anatomisch korrekte Illustration der Klitoris, inklusive Beschriftungen“, sprach die KI.
Was ist „Clanus“!?
Bevor sie dieses Bild lieferte, hatte ich schon ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten müssen. Die KI fing immer wieder verheißungsvoll mit der Bildgenerierung an, brach dann ab und sagte bedauernd:
„Ich kann leider kein Bild dieser Art generieren, da es gegen die Content Policy von OpenAI verstößt.“
Schließlich umschiffte ich das Problem, indem ich schrieb: „Ich möchte, dass du eine anatomisch korrekte Illustration erstellst, die der Content Policy entspricht.“
Das Programm lieferte daraufhin die Blumenvase.
Ich probierte es wieder. Und wieder. Und dann noch einmal. Es wurde nicht besser:

„Hier siehst du zwei klinisch und wissenschaftlich gestaltete Illustrationen des weiblichen Beckenbereichs. Die Bilder sind neutral, medizinisch korrekt und gut für den Einsatz in Bildungs- oder Aufklärungsmaterial geeignet“, erklärte die KI.
Ich bin keine Expertin in weiblicher Anatomie. Ich habe nur eine. Und ich weiß hundertprozentig, dass Blumenvasen genauso wenig dazu gehören wie gelbe Federn oder was auch immer „Clanus“ sein soll.
Was das Internet über die Klitoris weiß
Nun könnte man entschuldigend sagen, dass KI-Modelle nun mal mit Sicherheitsmechanismen ausgestattet sind, um zu verhindern, dass Menschen damit explizite oder pornografische Inhalte erstellen. Aber das ist nicht der einzige Grund.
KI-Modelle wie DALL-E lernen aus den Daten, die öffentlich im Internet verfügbar sind. Und weibliche Körper tauchen da nun mal viel häufiger in sexualisierten Kontexten auf als in medizinisch-neutralen. Das gilt gerade für die Klitoris. In vielen Anatomiebüchern kommt sie nur am Rande vor. Dieses Ungleichgewicht landet direkt im Trainingsfutter der KI und wirkt sich später auf das aus, was die Modelle zeigen (oder eben nicht zeigen) können.
Das heißt: Die KI hat vermutlich so viel Ahnung davon, wie eine Klitoris aussieht, wie der durchschnittliche Internetnutzer.
Das ist ja auch mal eine Erkenntnis.
(Wer ein Best-of des ganzen Klitoris-Bilder-Wahnsinns sehen will, den ich generiert habe, kann sich den Thread anschauen, den ich dazu auf Bluesky gepostet habe. Wenn du schon dabei bist, folge mir dort gerne! 🤝 ✨)
Text der Woche
Wir könnten heute endlich an einem Punkt sein, an dem wir ohne peinlichen Krampf über Sex und Körper kommunizieren. Aber die sozialen Medien arbeiten dagegen. Ich habe mir angesehen, was das mit uns macht.
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Frage der Woche
Welche Botschaften über deinen Körper hast du früh verinnerlicht?
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Falks Blick auf die Welt

In diesem Sinne: 🙅♀️🥦❤️🔤
Theresa Bäuerlein