Weiblich gelesene Person in einem Blumenfeld

Céline Cao/Unsplash

Leben und Lieben

Sind jüngere Männer bessere Partner? Diese Frauen sagen: Ja

Hier erzählen sie, warum.

„Ein jüngerer Mann und eine ältere Frau sind sexuell betrachtet das perfekte Match“

Paula (Name geändert), 53 Jahre alt

Einmal hatte ich Skrupel, weil er so viel jünger war. Ich war 40 Jahre alt und er 18. Er schrieb mich über eine Datingplattform an und war wirklich hartnäckig, wollte mich unbedingt treffen. Irgendwann gab ich nach. Wir trafen uns auf ein Getränk, und ich weiß noch, dass ich sagte: „Die denken ja hier alle, ich sei deine Mutter.“ Er meinte, es sei doch total egal, was andere denken. Er war selbstbewusst und klar in dem, was er wollte: mich.

Mein Mann hat sich gut amüsiert und mich aufgezogen: „Hast du dir den Perso zeigen lassen? Ist er wirklich volljährig?“ Letztlich fühlte ich mich nicht wohl bei der Sache, er war einfach zu jung. Später hatte ich eine Handvoll sehr schöne, länger dauernde Beziehungen mit großen Altersunterschieden – nur dass die Männer eben deutlich älter waren.

Schon mein erster richtiger Freund, damals in der Schule, war jünger als ich. Drei Jahre lagen zwischen uns, er war 16, ich 19. Und auch mein Mann ist jünger. Es sind aber nur zwei Jahre und die merkt man überhaupt nicht. Seit 22 Jahren sind wir zusammen, seit 15 Jahren verheiratet. Und seit etwa 14 Jahren leben wir polyamor. Polyamorie bedeutet, dass man potenziell mehrere romantische Beziehungen führt, von denen alle Beteiligten wissen und einverstanden sind. Meistens habe ich einen, maximal aber zwei weitere Partner.

Die meisten Beziehungen hatte ich mit jüngeren Männern, und damit habe ich eigentlich fast durchweg gute Erfahrungen gemacht. Das war gar nicht so bewusst gewählt, das hat sich eher so ergeben. Gerade beim Online-Dating gehen jüngere Männer sehr häufig auf mich zu.

Am Ende kommt es für mich immer auf die Person an, es muss einfach passen. Jüngere sind nicht automatisch reflektierter, Ältere nicht automatisch konservativer. Aber gerade beim Humor merke ich schon Unterschiede: Jüngere sind oft lockerer, entspannter, können über sich selbst lachen. Die sind meist offener und denken weniger in Schubladen.

Gegenseitiger Respekt und eine Verbindung auf Augenhöhe sind mir extrem wichtig. Bei Jüngeren hatte ich häufiger das Gefühl, dass sie mich in meiner ganzen Komplexität und Andersartigkeit sehen und respektieren. Bei älteren Männern hatte ich manchmal den Eindruck, dass sie schlechter damit klarkommen, wenn eine Frau taff ist, sie herausfordert und traditionelle Rollenmuster nicht mitspielt. Und meiner Erfahrung nach sind sie auch nicht unbedingt diejenigen, die sich selbst stark hinterfragen, aktiv Beziehungsarbeit leisten oder vielleicht mal eine Therapie machen.

Ein jüngerer Mann und eine ältere Frau sind sexuell betrachtet das perfekte Match. Was daran liegt, dass Männer in ihrer sexuell aktivsten Phase in jüngeren Jahren sind. Frauen erleben ihre beste Phase tendenziell etwas später, mit mehr Erfahrung. Darum macht die Kombi Sinn. Viele jüngere Männer erzählen mir, dass jüngere Frauen im Bett langweilig sind. Weil sie unsicher sind. Weil sie damit beschäftigt sind, den Bauch einzuziehen. Sich zu fragen, ob sie es dem Mann recht machen. Es lastet so viel Druck auf jungen Frauen, weil sie ständig objektifiziert werden. Was man nicht alles muss! Sexy sein und toll im Bett. Eine ältere Frau sagt einfach, fuck it, ich will Spaß! Sie weiß, was sie braucht und was ihr guttut. Sie ist selbstbewusst und fordernd.

Jüngere Männer haben kein Problem damit, wenn eine Frau sexuell sehr fordernd ist, wenn sie gerne viel Sex möchte und genau weiß, was sie will. Und sie sind enthusiastisch dabei, wenn es darum geht, einer Frau das zu geben, was sie will.

Ich würde mir manchmal wünschen, dass irgendwer diese jungen Frauen zur Seite nimmt und sagt: Hör auf, Porno nachzuspielen und dich kleinzumachen. Deine Sexualität gehört dir! Ich bin froh, dass ich nicht mehr in diesem Alter bin. Nur schaffen es viele erst später, sich von solchen Erwartungen freizumachen.


„Wir Frauen hatten unsere Emanzipationswellen. Die Männer nicht“

Julia (Name geändert), 37 Jahre alt

Seit ungefähr zehn Jahren date ich immer wieder jüngere Partner. Was ich an ihnen mag, zumindest nehme ich viele so wahr, ist, dass sie ein bisschen vorsichtiger und ein bisschen respektvoller sind. Vieles findet mehr auf Augenhöhe statt.

Seit Frühjahr bin ich wieder auf Dating-Plattformen angemeldet. Weil ich Naturwissenschaftlerin bin, gehe ich an vieles analytisch ran. Wie alt soll der Partner sein, damit eine stabile und langfristige Beziehung entsteht? Was sagt die Statistik? Ich las: Ein Altersabstand von fünf Jahren ist ideal. Also habe ich meine Filter so eingestellt: Fünf Jahre jünger – und fünf Jahre älter.

Aber allein beim Schreiben merke ich schon, jüngere Männer tasten sich vorsichtiger vor. Und fallen weniger in diese altbekannten Muster, in Unsicherheiten und Beziehungsdynamiken, von denen ich genug habe. Ich bin selbstbewusster als früher. Ich hatte eine schwierige Kindheit und mir fehlten so manche Beziehungsfähigkeiten. Die musste ich mir erarbeiten, deshalb bin ich heute reifer.

Wenn jemand klugscheißert oder mir die Welt erklären will, bin ich raus. Und es sind nun mal eher ältere Männer, die zum Mansplaining neigen. Das führt zu Streit. Wenn man Augenhöhe möchte und erwartet, und das nicht bekommt, entstehen Probleme. Zum Beispiel war ich mal mit einem sieben Jahre älteren Mann zusammen. Er fuhr sehr selten Fahrrad und war trotzdem überzeugt, dass er den kürzesten Weg zu einer Party kenne. Dabei fuhr ich damals ständig mit dem Rad und kannte mich viel besser aus. Er wollte Recht behalten und ich bin deswegen echt stinkig geworden, das fand ich einfach respektlos.

Ich glaube, vielen älteren Männern kommt ihr eigenes Rollenverständnis in die Quere. Wir Frauen hatten unsere Emanzipationswellen. Die Männer nicht. Klar, in den 1970ern kam das ein bisschen auf, manche Männer trugen ihre Haare nicht mehr kurz, sondern lang oder zogen sich anders an. Aber eine wirkliche Emanzipation der Männer fehlt bisher.

Das zeigt sich ja auch daran, dass Männer untereinander heftig reagieren, wenn jemand aus der Reihe tanzen will. Zwar tragen manche inzwischen Nagellack und wollen das Bild von Männlichkeit aufbrechen. Aber viele Männer denken immer noch, dass man Karriere machen, finanziell stark aufgestellt sein und der Ernährer und Beschützer sein muss.

Ich könnte mir vorstellen, dass es für jüngere Männer einfacher ist, eine Beziehung mit einer älteren Frau zu führen. Wenn die Frau selbstsicherer ist, dann wird sie weniger Sicherheit in ihrem Partner suchen. Dann kann man auch partnerschaftlicher miteinander sein.

Es ist ja auch für den Mann keine schöne Rolle, wenn er immer nur Kohle nach Hause bringen und für Sicherheit sorgen muss. Auch ein Mann hat Bedürfnisse und will geliebt werden. Mit einer selbstsicheren älteren Frau ist der Erwartungsdruck an den Mann geringer und er kann mehr er selbst sein. Das ist attraktiv.


„Ich habe mich immer eher an Älteren orientiert, war damit aber nie richtig glücklich“

Kerstin, 56 Jahre alt

Bevor ich mit Frank (Name geändert) zusammen war, dachte ich, dass ich mich als Frau mit einem jüngeren Partner immer minderwertig fühlen würde. Dass ich immer Angst haben würde, dass er mich irgendwann verlässt. Als wäre es etwas Großzügiges, wenn ein Mann sich auf eine ältere Frau einlässt.

Frank und ich haben uns bei der Arbeit kennengelernt. Ich habe damals als Sekretärin in einer Schule gearbeitet. Frank als Hausmeister. Als ich ihn das erste Mal gesehen habe, dachte ich: „Oh, der sieht aber nett aus.“ Dann ist mir sein Geburtsdatum aufgefallen. An Schulen gibt es ja immer Listen, auf denen die Geburtstage von allen stehen. Er war neun Jahre jünger als ich. „Das passt gar nicht“, dachte ich.

Doch dann haben wir uns kennengelernt und uns richtig gut verstanden. Noch bevor wir zusammen waren, hat er mir immer wieder etwas Schönes geschenkt. Einmal hat er mir ein Stück Seife vom Handwerkermarkt auf die Tastatur gelegt. Im Sommer brachte er mir selbstgezogene Tomaten mit. Ein Mann, der Lust hat, selbst Tomaten zu säen! Das hat mich sehr beeindruckt. Wir haben uns total ineinander verknallt.

Unsere Beziehung verlief sehr harmonisch. Wir haben uns nie gestritten. Auch nicht, als wir uns nach fünf Jahren getrennt haben. Mit dem Altersunterschied hatte die Trennung nichts zu tun und wir sind immer noch befreundet und mögen uns total gern.

Vor Frank war ich zehn Jahre lang mit einem Mann zusammen, der sechs Jahre älter war als ich. Wenn der Sorgen hatte, hat er geschwiegen und sich zurückgezogen, wollte nicht darüber reden. Das kannte ich von meinem Vater. Ich habe das wie Liebesentzug erlebt. Wir haben uns viel gestritten.

Seit zwei Jahren bin ich jetzt Single. Ich suche nicht aktiv nach einem Partner. Aber ich rechne immer damit, dass meine große Liebe irgendwann im Supermarkt mit dem Einkaufswagen mit mir zusammenstößt. Das Alter spielt dabei eigentlich keine Rolle. Aber Männer meiner Generation ziehen mich meist nicht an. Nicht, weil ich Jüngere knackiger finde. Sondern, weil ich mich mit Jüngeren viel mehr auf Augenhöhe unterhalten kann. Ältere Männer haben oft etwas Autoritäres.

Ich habe den Eindruck, dass ich bei jüngeren Männern ganz gut ankomme. Dass sie mit mir flirten. Und dann erwische ich mich dabei, wie ich denke: Nee, das kann ja nicht sein. Das zeigt mir, dass ich selbst diese Altersnormen noch in mir trage.

Ich sehe bei mir und bei vielen Frauen meiner Generation dieses starke Gefallenwollen, dieses Bedürfnis, es allen recht zu machen. Vielleicht habe ich mich auch deshalb früher eher an älteren Männer orientiert, weil das in meiner Umgebung so selbstverständlich war und man das eben so machte. Heute merke ich, dass ich mich in solchen Rollenbildern gar nicht wohlfühle.

Mit Männern um die fünf Jahre jünger, so Jahrgang 1974, 1975, kann ich ganz anders reden. Über Nachhaltigkeit, vegetarische Ernährung, wie man miteinander leben will. Männer in meinem Alter finden solche Themen oft exotisch.

Ich möchte jemanden, der aufgeschlossen und lebendig im Denken ist. Und das finde ich eher bei jüngeren Männern.


„Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich daran glauben konnte, dass diese Beziehung tragfähig ist“

Wiebke, 44 Jahre alt

Ich wollte eigentlich jemanden in meinem Alter finden. Aber wenn man über 35 ist, sind die meisten Männer im gleichen Alter schon vergeben. Und bei den gleichaltrigen Single-Männern hatte ich den Eindruck, dass es oft einen Grund dafür gab, dass sie noch Single waren. Dass sie vielleicht Probleme damit hatten, sich zu binden oder nicht so genau wussten, was sie wollten.

Mit Mauritz war es total anders. Als wir uns kennenlernten, war er 27 und ich 41 Jahre alt. Er hat von Anfang an sehr offen über seine Zuneigung gesprochen. Wir haben uns kennengelernt, als er unten in meinem Haus in eine WG eingezogen ist. Er hat ein Paket für mich angenommen und mir beim Hochtragen geholfen. Von Anfang an fand ich ihn total sympathisch. Als wir anfingen zu daten, habe ich gedacht, das wird jetzt vielleicht eine schöne Sommerromanze, mehr nicht. Ich habe angenommen, dass wir an ganz unterschiedlichen Punkten im Leben stehen. Mittlerweile sind wir seit fast drei Jahren zusammen. Wir wohnen zusammen und bekommen bald ein Kind.

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Es hat ein paar Monate gedauert, bis ich daran glauben konnte, dass diese Beziehung tragfähig ist. In der ersten Zeit hatte ich befürchtet, dass man uns den Altersunterschied ansieht. Dass ich alt neben ihm wirken könnte. Diese Befürchtung hat sich aber schnell erledigt. Niemand hat komisch auf uns reagiert. Meine Freunde kannten das schon von mir, dass ich in den letzten Jahren häufiger mit jüngeren Männern zusammen war. Jüngere Männer passten oft besser zu meinem Wertebild. Bei älteren Männern habe ich mehrfach erlebt, dass sie homophobe oder rassistische Kommentare gemacht haben. Sie konnten überhaupt nicht verstehen, dass das für mich ein Problem ist.

Ich hatte schon einmal einen Partner, der deutlich jünger war als ich. In dieser Beziehung hat es wirklich eine Rolle gespielt, dass wir an unterschiedlichen Punkten im Leben standen. Als wir uns kennenlernten, war ich 33 und er 26. Er hat studiert und wollte viel ausgehen. Am Anfang hat das sehr gut gepasst, aber mit Mitte 30 fing ich an, mir mehr Struktur und Ruhe zu wünschen. Ich habe über Kinder nachgedacht. Das war für ihn noch zu früh.

Mauritz ist jemand, der genau weiß, was er will. Er übernimmt auch in seinem Beruf Verantwortung. Hätten wir uns früher getroffen, hätten wir vermutlich nicht zusammengepasst. Ich wäre noch zu wild gewesen, er vielleicht noch nicht da, wo er heute ist.

Schon in der frühen Phase unseres Kennenlernens habe ich Mauritz gesagt, dass ich einen Kinderwunsch habe. Damit er weiß, woran er ist. Gleichzeitig war ich überzeugt, dass das mit uns dafür vermutlich zu früh ist. Er hat nur gelacht und gesagt: „Wieso denn?“

Er war erstaunlich gelassen. Ich habe gezögert. Mich gefragt: Sind wir lange genug zusammen? Kann er überblicken, was ein Kind bedeutet? Ich kenne so viele Menschen mit Kindern, ich weiß, wie sehr das ein Leben verändert. Ich wollte nicht, dass er sich in etwas stürzt, das ihn am Ende überfordert.

Dann wurde ich schwanger. Zweimal, und zweimal haben wir das Kind verloren. Das war schlimm, vor allem nach der ersten Schwangerschaft, als wir schon am Ende des dritten Monats waren und angefangen hatten, uns auszumalen, wie unser Leben zu dritt werden würde.

Das war sehr schmerzhaft. Aber es hat uns auch tiefer miteinander verbunden. Ich habe gesehen, dass er nach der Fehlgeburt nicht erleichtert war, sondern wirklich traurig. Ich habe mich nicht alleingelassen gefühlt. Und wir wussten danach beide: Wir wollen das wirklich. Jetzt bin ich im achten Monat schwanger. Wir bekommen ein Mädchen.


Redaktion: Isolde Ruhdorfer, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Gabriel Schäfer

Sind jüngere Männer bessere Partner? Diese Frauen sagen: Ja

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