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Hi!
Heute möchte ich etwas gestehen: Ich mag Katzen. Ich hoffe, ich verliere damit nicht Tausende Abonnent:innen dieses Newsletters. Es heißt ja, man solle aus Gründen der Höflichkeit beim Smalltalk über drei Themen nicht reden: Politik, Religion und Geld. In Wirklichkeit sind es vier Themen. Die Hunde-vs.-Katzen-Frage gehört auch dazu. Wir wissen alle, dass dieses Thema die Gesellschaft spaltet.
Ich versuche, damit verantwortungsvoll umzugehen – eine meiner besten Freund:innen hasst Katzen und liebt Hunde. Darüber reden wir aber nicht. Manchmal, wenn es mir schlecht geht und sie besonders lieb zu mir sein will, schickt sie mir ein Katzenmeme. Eine selbstlose Geste.
Das Thema ist auch deswegen aufgeladen, weil viele Menschen glauben, dass es hier nicht um eine Haustiervorliebe geht, sondern um eine Charakterfrage. Hundemenschen gelten als geselliger und freundlicher, Katzenmenschen als individualistisch – eventuell ein bisschen arrogant.
Diese Fragen stellen sich bei keiner anderen Haustiervorliebe. Niemand spricht über die Persönlichkeit von Menschen, die Goldfische halten und stellt Vermutungen darüber an, dass solche Menschen vielleicht stiller sind als andere. Niemand sagt: „Ich bin ein Meerschweinchenmensch.“
Katzenmenschen sind gestresster
Es gibt sogar Wissenschaft dazu. Eine australische Studie von 2024 hat untersucht, ob Hundemenschen und Katzenmenschen sich in ihrer Persönlichkeit unterscheiden. 321 australische Erwachsene füllten eine Onlineumfrage aus. Die Teilnehmer wurden in Hundehalter:innen, Katzenhalter:innen und Nicht-Tierhalter:innen unterteilt. Gemessen wurden die sogenannten Big Five – ein Rahmen, der gerne verwendet wird, um grundlegende Persönlichkeitsmerkmale von Menschen zu schreiben. Die Big Five beinhalten Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit. Die Forschenden interessierte außerdem die Resilienz der Teilnehmenden – also die Fähigkeit, sich von Stress zu erholen.
Das Ergebnis der Studie: Die Hundehalter:innen zeigten eine höhere Resilienz. Katzenhalter:innen wiederum eine Tendenz zu Neurotizismus, also zu negativen Emotionen wie Angst, Reizbarkeit und Stress. Andere Verbindungen zu Persönlichkeitsmerkmalen wurden nicht gefunden.
Die große Frage ist nun natürlich, ob gestresste Menschen sich gerne Katzen zulegen, weil die Katzen sie beruhigen. Oder ob Menschen besonders reizbar sind, weil sie Katzen im Haus haben. Kausalität ist in der Wissenschaft immer ein wichtiges Thema.
Die australischen Forschenden gehen davon aus, dass die Persönlichkeit eines Menschen die Haustierwahl beeinflusst.
Ich denke, wir brauchen dazu dringend noch weitere Forschung. Bis dahin bin ich weiter traurig, dass ich keine Katze im Haus haben kann. Ich bin nämlich leider allergisch.
Text der Woche
Früher war mein Kollege Roland Rödermund der „absolute Superkuschler“. Ständig wollte er auf den Arm der Eltern, wurde im Kindergarten „Schmusekind“ genannt. Dann kamen die neuen Spielregeln der Berührung: Als Junge durfte man sich nur noch rempeln und raufen.
Dann ging er als Erwachsener auf ein Kuschelseminar. Unter Schichten aus Ironie und Coolness bricht etwas auf: eine Sehnsucht nach Berührung, die er so lange weggeredet hatte, dass er vergessen hatte, dass sie existiert.
Frage der Woche
Was ist etwas, von dem du denkst, dass es wichtig ist, das den meisten anderen aber egal ist?
Schreibe mir deine Antwort gern per E-Mail an theresa@krautreporter.de.
Antworten der Woche
Theresa hat neulich gefragt: „Welche Superkraft wäre in deinem Alltag richtig praktisch?“
Daniela hat geantwortet:
„Leute einfach so anquatschen, auch auf die Gefahr hin, dass sie gar nicht verstehen, was ich gerade lustig finde oder warum ich sie anspreche. Die überraschten Gesichter sind zu spannend.“
Falks Blick auf die Welt
Credit: Falk Louis
Bis nächste Woche!
Theresa