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Hi!
Es gibt keine Situation, die ich unangenehmer finde (Vorsicht: Dieser Newsletter enthält Übertreibungen), als Trinkgeldgeben. Sobald sich die Teller leeren und nur noch der Deko-Salat darauf liegt, wir uns einig sind, nicht noch ein Getränk zu bestellen, grüble ich. Wie viel hat das wohl gekostet? Und wie viel sind 10 Prozent davon?
Vielleicht mag das nicht jeder verstehen, aber mich stresst Trinkgeldgeben unglaublich. 50 Euro bei einer Rechnung von 47 Euro. Zu geizig! Oder? Jedenfalls habe ich jedes Mal Angst, meine Freund:innen und die Bedienung könnten das denken. 50 Euro bei einer Rechnung von 43 Euro. Was für eine Angeberin! Wer zu viel Trinkgeld gibt, kann ja als protzig gelten. Und auch das will ich nicht.
Mein absoluter Endgegner im Trinkgeld-Game ist, wenn die Bedienung die Rechnung bringt, sie hinlegt und stehen bleibt. Sofort geht mein Puls hoch. Mein Hirn rattert. Und vielleicht sehe ich dann aus wie Alan aus dem Film „Hangover“, der im Casino Blackjack spielt und Karten mitzählt.
38,20 Euro. Vielleicht 42 Euro? 26,70 Euro. Vielleicht 29 Euro?
Habe ich schon wieder was falsch gemacht?
Zwei Dinge machen Trinkgeldgeben erträglicher: Italien, denn dort legt die Bedienung die Rechnung einfach auf den Tisch und verschwindet kurz, was mir und meinen Freund:innen Beratungszeit verschafft. Und diese voreingestellten Buttons mit 10 Prozent oder 12 Prozent und so weiter, wenn man mit Karte zahlen will. Die helfen mir auch.
Zumindest bis ich las, wie umstritten diese Auswahlmöglichkeiten sind. Cafés und Restaurants können bei den Kartenlesegeräten selbst einstellen, welche Prozentangaben dort stehen. Sie können sich beispielsweise für 5 Prozent, 10 Prozent, 15 Prozent entscheiden oder für 10 Prozent, 15 Prozent, 20 Prozent. Und das Problematische daran? Aus der Psychologie weiß man, dass Menschen eher die mittlere Option auswählen. Wir haben einen „Hang zur Mitte“, so nennt man dieses Phänomen, weil wir die Extreme vermeiden wollen. Darum geben wir letztlich viel mehr Trinkgeld, als wir eigentlich würden. Werden unsere Entscheidungen durch solche Vorgaben von außen beeinflusst, nennt die Verhaltensökonomie das Nudging. Menschen sollen in Richtung eines erwünschten Verhaltens „gestupst“ werden. Die Bilder von Krankheiten auf Zigarettenpackungen sind wohl die geläufigste Form davon.
Jedenfalls führt dieses Nudging dazu, dass sich die Trinkgeldkultur verändert. Manche sprechen sogar von einer Tipflation, also von einer Inflation der Tips (englisch für Trinkgeld).
Tja, damit muss ich wohl sagen, es gibt nur eine Sache, die Trinkgeldgeben erträglich macht: Italien. (Und natürlich Freund:innen, die zahlen, aber dann lerne ich es ja nie.)
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Theresa hat neulich gefragt: „Welche Superkraft wäre in deinem Alltag richtig praktisch?“ Martin hat geantwortet:
Aufräumen können wie meine Partnerin. Zack, Zack, Zack und fertig. Mich überfordert Unordnung so sehr, dass ich nicht mal mehr weiß, wohin mit den Dingen.
Falks Blick auf die Welt

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Astrid