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Hi!
Zählst du Kalorien? Ich nicht. Bis ich vor ein paar Wochen in Edinburgh war.
Den ganzen Tag stapfte ich durch die Stadt, den Berg hoch und wieder runter, schräg gegen den Wind gelehnt und fuhr abends zurück zu meiner Unterkunft. Es war mein erster Tag in Schottland. Ich hatte kaum etwas gegessen und Lust auf einen gemütlichen Abend im Pub.
Dann saß ich in einem, bestellte ein Bier und sah auf die Karte. Und da stand hinter jedem Gericht die Kalorienanzahl. Schlimmer noch, hinter jedem Bestandteil des Essens. Ich versuchte die Zahlen auszublenden. Zu überlegen, worauf ich wirklich Lust hatte und mich nicht zu fragen, ob ich lieber den Fresh Garden Salad wollte, um mich dann zu fragen, ob ich ihn wollte, weil er wenige Kilokalorien hatte oder weil ich wirklich jetzt in diesem Moment Lust auf Salat hatte.
Das mit dem Ausblenden klappte nicht. Ich grübelte, wie viele Schritte ich gegangen war, ob ich mir das „erlauben könne“. Sah, dass ich bei dem Gericht, auf das ich am meisten Lust hatte, die Garden Peas, also die Erbsen, bestellen konnte und damit 18 Kilokalorien weniger zu mir nehmen würde, als wenn ich Mushy, also Erbsenpüree, aß. Ich konnte Kartoffelbrei mit 364 Kalorien statt Pommes mit 428 Kalorien auswählen. Wobei das nicht mehr viel ausmachte. Das ganze Gericht kam auf mindestens 1.100 Kilokalorien.
Ich rechnete und kam mir lächerlich vor. Ich habe schon mal Kalorien gezählt, das ist fast ein Jahrzehnt her. Als ich irgendwann anfing, Äpfel zu wiegen, wusste ich: Das muss aufhören. Ich löschte die Kalorien-Track-App und, so dachte ich zumindest, mein Wissen über Kalorien aus meinem Kopf.
An diesem Tag im schottischen Pub aber blitzte es wieder auf. Ich wusste wieder, wie viele Kalorien das hat, was ich meistens esse. Es nervte mich. Es war Wissen, das ich verdrängt hatte und nicht mehr zurück wollte. Ich wollte einfach nur einen netten Abend haben, ein gutes Essen. Keine Gedanken an Schritte zählen, Zunehmen (und das im August, ich sage nur: Sommerbody!) und Verzicht.
Diese Kalorienangaben waren übrigens nicht nur auf diesem Menü in dem einen Pub, sondern in jedem goddamn fucking Pub. Später las ich, dass das britische Parlament 2021 ein entsprechendes Gesetz dazu verabschiedet hatte. Seither sind Restaurants verpflichtet, diese Angaben zu machen. Der Grund: Fast 63 Prozent der Erwachsenen waren übergewichtig. Jedoch sind sich Expert:innen uneinig, wie sinnvoll solche Angaben sind. Manche sagen: Allein durch die bloße Darstellung von Kalorien würden Menschen keine besseren Entscheidungen für ihre Ernährung treffen, schließlich werde auch nicht zwischen gesunden und ungesunden Kalorien unterschieden.
Letztlich bestellte ich das 1.131-Kalorien-Gericht. Mit Garden Peas und Kartoffelbrei statt Pommes. Ich wollte mir beweisen, dass ich drüberstehen kann, dass mir Kalorienangaben nichts ausmachen. Inzwischen klappt das mit jedem Tag wieder besser.
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Hast du schon mal über eine Kinderwunschbehandlung nachgedacht? Dann mache bitte mit bei meiner Umfrage.
Eure Antworten
Vor einer Weile hat Martin gefragt, was du aus der Zeit des Corona-Lockdowns vermisst. Monika antwortete:
Es war eine Zeit, in der mein Mann und ich sehr viel Zeit miteinander verbracht haben, viel zusammen spazieren gingen, wir viel selbst gekocht haben (die Lokale waren ja alle zu!) und viele neue Rezepte ausprobiert haben … Mein Mann und ich haben in der Zeit super zusammengehalten, hatten zu den zentralen Themen wie Impfen, Coronaleugner, „Politische Spaziergänge“ die gleiche Meinung. Es hat uns echt zusammengeschweißt!
Falks Blick auf die Welt

Bis nächste Woche,
Astrid Probst