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Hi!
„Alles gut?“
Zwei Worte, die mich regelmäßig in Verlegenheit bringen. Kollegen, Freunde, Verwandte, sogar mein Lieblingsfriseur sagt sie zu mir. Aber selten habe ich den Eindruck, adäquat zu antworten.
Die locker daherkommende Begrüßung ist für mich nicht locker, sondern ein zwischenmenschlicher Cringe-Moment auf zwei Ebenen:
Einerseits werde ich gefragt, ob bei mir alles in Ordnung sei. Unmöglich zu beantworten. In meinem Leben ist nie alles in Ordnung. Andererseits ist die Frage keine echte Frage, sondern ersetzt ein „Hallo“.
Wenn es mir nicht gut geht, habe ich drei Möglichkeiten, jede so mittelmäßig wie Seitan-Würstchen vor zehn Jahren.
Erstens: Wenn ich „Alles gut?“ ehrlich beantworte, komme ich in Teufels Küche. Denn ich möchte mein Gegenüber nicht mit einer Inventur meiner Lebenssituation zutexten.
Zweitens: Wenn ich nicht ehrlich antworte (“alles supi!”), beginnt die Begegnung mit einer Lüge. Schön, oder?
Drittens: Ich kann auch komplett ausweichen. Zum Beispiel: „Nein, darauf möchte ich jetzt nicht eingehen.“ Vielleicht mit einem verzweifelten „Hi“ winken und schauen, was passiert?
Wie ich es auch mache, es wird auf jeden Fall WEIRD.
Ich habe mir über die Jahre angewöhnt, zu lügen, aber nur kurz. Ich sage einfach „Jupp“ (egal, wie es mir geht). Ich könnte tief depressiv sein, ich würde immer jupp sagen. Dann frage ich zurück: „Und bei dir?“ (egal, ob ich es wissen will, oder nicht).
Wo sind die Begrüßungen geblieben, in denen es nicht um meinen Seelenzustand geht? Wie wär’s mit dem süddeutschen „Servus“? Als Atheist ließe ich mich sogar zu einem „Grüß Gott“ hinreißen!
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Eure Antworten
Vor einigen Wochen hat Theresa euch hier gefragt, welche lustigen Fehler ihr in einer Fremdsprache gemacht habt. Katharina schrieb:
„Ich habe auf Englisch Veil mit Whale verwechselt und muss immer noch lachen, wenn ich mir die adelige Dame mit einem Wal am Kopf vorstelle.“
Falks Blick auf die Welt

Gewöhnt sich die Alles-Gut-Frage ab:
Martin Gommel