Kerzen auf einer Geburtstagstorte

Pop & Zebra/Unsplash

Psyche und Gesundheit

27 Anmerkungen zum Älterwerden

Warum Altern nicht weiser macht, nur dümmer und hässlicher. Und warum es sich trotzdem lohnt, so lange wie möglich am Leben zu bleiben.

Profilbild von Ian Leslie
  1. Will Storr, Autor und Newsletter-Kollege schrieb vor Kurzem über seine „Midlife-Identitäts-Krise“ und spricht aus, was viele, vor allem Männer, selten zugeben: Es ist schwer, älter zu werden. In unserer zweiten Lebenshälfte wird von uns erwartet, dass wir sagen, wie viel glücklicher wir sind als in unseren unsicheren 20ern, dass wir nicht mit unserem jüngeren Selbst tauschen wollen würden – auf keinen Fall, nicht einmal, wenn wir dafür bezahlt werden würden. Hmm. Manchmal fühlt es sich für mich so an, aber nicht immer. An manchen Tagen ist Älterwerden ein Fluch. Das Wissen darüber, dass er uns alle trifft, macht es nur geringfügig besser.

  2. Lasst uns ehrlich sein: Ab einem gewissen Punkt – 35? 40? – ist Älterwerden psychisch belastend. Wie könnte es auch anders sein? Wir werden jedes Jahr ein bisschen schwächer, dümmer, hässlicher.

  3. Ich fasse im Folgenden einmal zusammen, wie sich das Älterwerden auf die körperlichen und mentalen Fähigkeiten auswirkt: Alle Linien des Diagramms führen bergab. Wir können unseren Abbau verlangsamen, aber wir können ihn nicht stoppen. Es ist erstaunlich, dass dieses Wissen die meisten von uns nicht verrückt macht. Wir sollten uns dazu beglückwünschen, mit welch starker Resilienz und heldenhaften Standhaftigkeit wir dieser Widrigkeit trotzen und gleichzeitig stillschweigend anerkennen, dass es ein gewisses Maß an Selbstbetrug braucht, um damit durchzukommen.

  4. Der amerikanische Dichter George Oppen hat, finde ich, am treffendsten formuliert, was Älterwerden bedeutet: „Was für eine seltsame Sache einem kleinen Jungen doch widerfahren kann.“ Ich liebe die Sichtweise, die er damit heraufbeschwört: nämlich die eines verwirrten Kindes, das in einem alternden Körper gefangen ist; die eines Jungen, der auf seine runzligen Hände starrt und sich fragt, was im Himmel da gerade vor sich geht.

  5. Eine Sache, die seltsam ist: Der Prozess des Älterwerdens läuft in der Lebensmitte nicht kontinuierlich ab. Alle über 40 wissen bestimmt, was ich meine. Man altert nicht langsam und gleichmäßig, was einem erlauben würde, sich darauf einzustellen. Nein. Gerade wenn man sich von einem falschen Gefühl der Sicherheit hat einlullen lassen, kommt wieder ein Schwung, der einen völlig unvorbereitet trifft. Plötzlich findet man sich in einer völlig anderen Welt wieder und fragt sich: Wie bin ich dort hineingeraten?

Es gab keine Übergangsphase

  1. Der Physiker Michael Nielsen schreibt, dass der polnisch-amerikanische Mathematiker Stanislaw Ulam sein Leben als zweigeteilt empfand: „In der ersten Hälfte war er immer der Jüngste im Raum, in der zweiten immer der Älteste. Es gab keine Übergangsphase.“

  2. Ich glaube, vor allem Menschen empfinden so, die schon früh erfolgreich waren (nichts, womit ich mich herumschlagen musste). Wenn man immer der Jüngste im Raum war, der etwas besonders gut konnte, gewöhnt man sich schnell daran. Aber plötzlich, und es kommt plötzlich, bist du nicht mehr der Wunderknabe, sondern ein ganz normaler älterer Typ. Und dann fragst du dich: Wer zum Teufel bin ich denn nun?

  3. Frank Sinatra sagte einmal, er bemitleide Leute, die nicht trinken, weil sie morgens beim Aufstehen schon wissen, dass sie sich den ganzen Tag nicht mehr so gut fühlen werden wie in diesem Moment. Da steckt ein Körnchen Wahrheit drin. Wenn man das Leben zu früh optimiert, kann es später nur noch bergab gehen. Wenn du in deinen 20ern schon Marathon läufst und super gesund isst, bist du zwar mit 30 hyperfit, aber dein restliches Leben ist dann ein einziger Abwärtstrend. Wenn du dagegen erst später mit dem „gesunden Leben“ anfängst, dann fühlt es sich wenigstens ein paar Jahre so an, als würde die Zeit rückwärts laufen.

  4. In deinen 20ern sagst du: „vor etwa drei Jahren“, wenn du von Erinnerungen sprichst, von denen du nicht mehr genau weißt, wie lange sie her sind. Irgendwann hörst du dich dann plötzlich „vor etwa zwanzig Jahren“ sagen. Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Und zwar über Dinge, die sich anfühlen, als seien sie vor drei Jahren passiert.

  1. Die Kurzgeschichte, über die ich am meisten nachgedacht habe, ist „The Swimmer“ von John Cheever (die später verfilmt wurde). Es ist ein wunderbar sonniger Sonntagnachmittag nördlich von New York Ende der 60er Jahre. Die reichen Bewohner von Westchester sitzen in ihren Gärten und schlürfen Cocktails. Neddy, ein fitter, mittelalter Mann, beschließt zum Spaß, auf seinem Weg nach Hause durch alle Swimmingpools seiner Nachbarn zu schwimmen. Er arbeitet sich von einem Pool zum nächsten durch, bekommt jedes Mal einen Drink serviert. Doch von einem Pool zum anderen werden das Wetter und die Stimmung immer kälter und finsterer. Irgendwann behandeln ihn seine ehemals freundlichen Nachbarn auf unerklärliche Weise immer feindseliger und mitleidiger. Als er an seinem eigenen Haus ankommt, findet er es leer und verlassen vor. Es stellt sich heraus: Während Neddy wohlig angeschickert durch die Pools schwamm, sind ganze Jahre, sogar Jahrzehnte vergangen. Neddy ist ein gebrochener Mann, er hat sich selbst zerstört. Ich bin noch nicht so am Ende wie Neddy, aber ich kann mich mit Neddys Entsetzen identifizieren: Ich bin doch gerade erst losgeschwommen. Die Sonne stand noch hoch.

  2. Warum fühlt sich Älterwerden manchmal so abrupt und plötzlich an? Ein Grund ist, dass zwischen unserem realen und gefühlten Alter oft eine Lücke klafft. Leute sagen oft, dass sie sich„ innerlich jung“ fühlen. Es wäre zu einfach, das als Selbstbetrug abzutun. Im Gegenteil: Es stimmt häufig. Und das ist eines der seltsamsten Dinge am Älterwerden. Neurowissenschaftler:innen sprechen von „Propriozeption“, um das intuitive Gespür des eigenen Körpers im Raum zu beschreiben, also ein Gefühl für die Position der Arme, die Bewegung der Beine. Wenn es nachlässt, kann man seine Handlungen nicht mehr steuern, ohne sich bewusst darauf zu konzentrieren. Ich glaube es gibt eine Art Propriozeption für das Alter, die sich bei manchen aus unerfindlichen evolutionären Gründen ungefähr mit 40 abschaltet. Wenn du 18 bist, fühlst du dich wie 18, wenn du 35 bist, fühlst du dich wie 35. Und wenn du 53 bist, fühlst du dich wie … 35. Ständig musst du zwischen deinem gefühlten Alter und deinem wahren Alter vermitteln. Ständig musst du dich selbst daran erinnern, dass du eben nicht mehr dieser Mensch bist und dich entsprechend verhalten solltest. Dass du zum Beispiel nicht mehr sechs Bier trinken oder Ski fahren gehen solltest – jedenfalls nicht beides am selben Tag. Wenn du jung bist und mit einem Älteren sprichst, denke dran: Der glaubt im Innersten vielleicht, er wäre in deinem Alter. Viele solcher Gespräche sind asymmetrisch. Der Jüngere spürt die Kluft, der Ältere nicht so sehr.

  3. Es gibt noch nicht genug Forschung zum gefühlten Alter; ein paar Studien gibt es aber. In dieser hier fanden die Forschenden heraus, dass es bei Menschen über 70 im Durchschnitt eine Lücke von 13 Jahren zwischen ihrem gefühlten und ihrem wahren Alter gibt. Ein 73-Jähriger fühlt sich typischerweise wie ein 60-Jähriger. Die Studie zeigte aber auch: Diese Lücke schließt sich mit fortschreitendem Alter, also wenn dich dein Körper immer lautstärker darauf hinweist. Ich könnte mir aber vorstellen, dass es hier noch einige Abweichungen nach oben und unten gibt. Warren Buffett sagte mal in einem Interview, er habe sich nie alt gefühlt, bis er 90 wurde. Dann plötzlich doch.

Das Gehirn spielt doppeltes Spiel

  1. Manchmal treffe ich jemanden, den ich seit 20 Jahren nicht gesehen habe oder sehe einfach nur ein Foto der Person und bin für eine kurzen Moment komplett schockiert darüber, wie alt diese Person aussieht. Und fast im selben Moment wird mir klar, beziehungsweise dann fällt mir wieder ein, dass ich ja auch älter geworden bin. Wenn wir uns dann unterhalten, vergesse ich all das wieder, aber dieser Moment zeigt mir für den Bruchteil einer Sekunde, welches doppelte Spiel mein Gehirn mit mir spielt. In Marcel Prousts Roman „Die wiedergefundene Zeit“ steht der Erzähler in einem Raum voller alter Menschen, die er zunächst nicht erkennt, bis ihm dämmert, dass es seine Freunde sind, nur eben gealtert wie er selbst: „Und nun verstand ich allmählich, was das Alter bedeutet – das Alter, das wir vielleicht von allen Wahrheiten am längsten nur rein abstrakt begreifen, indem wir in den Kalender blicken, Briefe datieren, zusehen, wie unsere Freunde heiraten und später deren Kinder, ohne wirklich zu verstehen, was das alles bedeutet, ob nun aus Angst oder Bequemlichkeit. Bis zu dem Tag, an dem wir eine Silhouette sehen, die wir nicht wiedererkennen, wie die des Herrn d’Argencourt, und verstehen, dass wir in einer neuen Welt leben. Bis zu dem Tag, an dem der Enkel eines Freundes, ein junger Mann, den wir instinktiv als Gleichaltrigen behandeln, uns anlächelt, als würden wir ihn veräppeln, weil wir für ihn schon immer ein Großvater waren …“ (Übers. d. Red.)

  2. Letztes Jahr sah ich das Stück „Heinrich IV., Teil 2“ mit Ian McKellen als Falstaff. In einer der Szenen, die Shakespeare als humorvolle Nebenhandlung beschreibt, besucht Falstaff Justice Shallow in Shallows Landhaus. Falstaff und Shallow waren in ihrer Jugend befreundet. Vor anderen prahlt Shallow immer mit den wilden Zeiten und Partys, die Falstaff und er gemeinsam durchlebt haben. Falstaff distanziert sich von Shallows nostalgischen Übertreibungen, wird aber trotzdem ein bisschen wehmütig („Wir haben die Mitternachtsglocken gehört, Master Shallow“). Zwischen all der Komik um die männliche Eitelkeit, steckt auch ein Stück Traurigkeit. Shallow fragt, ob „Jane Nightwork“ (ein zweideutiger Spitzname) noch lebt. „Sie lebt“, sagt Falstaff und erinnert sich plötzlich wieder daran, dass er Shallow nie mochte. Unbeirrt spricht Shallow weiter: „Sie war damals eine bona roba [ein heißer Feger]. Hat sie sich gut gehalten?“ Falstaff: „Alt sieht sie aus, alt, Master Shallow.“ Shallow: „Nay, sie muss alt sein. Sie kann gar nicht anders, als alt zu sein.“ In der Inszenierung, die ich gesehen habe, spricht Shallow die letzte Zeile („Nay …“) langsam, als ob die Erkenntnis ihn gerade überwältigt. Er versteht plötzlich, dass Jane Nightwork nicht mehr die Person ist, die er im Kopf hat. Und er selbst auch nicht (Übers. d. Red.).

  3. Angeblich erlangt man im Gegenzug fürs Älterwerden ja Weisheit. Auch wenn die Knie beim Bücken knacken wie ein Schloss, das aufspringt, und man sich nicht mehr strecken kann, ohne zu stöhnen, so hat man zumindest tiefere Einsichten in die menschliche Natur gewonnen. Ein bisschen stimmt das schon, ein bisschen aber auch nicht. Ja, wir sammeln Wissen an (und wenn wir uns richtig anstrengen, vergessen wir es nicht wieder). Ja, es stimmt, dass wir ein Gefühl für sich wiederholende Muster bekommen, die einen so großen Teil der menschlichen Erfahrung ausmachen. Wir bekommen auch einen besseren Blick für die Fehler, die wir zu einem bestimmten Zeitpunkt machen können (ob wir sie dann nicht trotzdem machen, ist eine andere Frage). Aber es gibt eben auch Gegenkräfte. Die Welt verändert sich schneller, als wir mitkommen, was unser eingebautes Mustererkennungsprogramm alt aussehen lässt. Wir täuschen uns selbst ständig, basteln aus Zufällen hübsche Geschichten, die uns glauben lassen, wir hätten alles im Griff. (Darum gehts eigentlich „The Road Not Taken“). Und mit der Zeit werden wir bequemer, festgefahrener, dogmatischer, hinterfragen unsere Überzeugungen seltener. Wenn wir nicht aufpassen, macht uns unsere „Weisheit“ dumm. Ein Großteil des geistigen Verfalls ist selbstverschuldet.

  4. In einer pseudowissenschaftlichen Studie zur „Weisheit am Lebensende“ interviewten die Forschenden Sterbende, die meisten davon alte Menschen. In diesen Interviews förderten sie solch bahnbrechende Einsichten wie diese zutage: „Ich glaube, wer Empathie und Mitgefühl hat, ist weiser.“ „Klar. Weisheit bedeutet, das Leben zu nehmen, wie es ist“. Tiefsinnig.

  5. Menschen, die wissen, dass sie am Ende ihres Lebens angelangt sind, sind nicht weiser als alle anderen. Sie sind nur besser darin als alle anderen, sich etwas vorzumachen. Ich habe kürzlich ein Interview mit dem Unternehmer/Self-Help-Guru Alex Hormozi gehört. Mir gefiel, was er darüber sagte, was Menschen im Sterbebett bereuen. Diese Weisheiten klangen wie niedliche Kalendersprüche: Ich wünschte, ich hätte öfter an Rosen gerochen; ich wünschte, ich hätte mehr Zeit mit meinen Kindern verbracht etc. „Es liegt in der menschlichen Natur, dass wir alles gleichzeitig haben wollen, aber dass wir nicht bereit sind, Kompromisse einzugehen. Was Menschen am Lebensende bereuen, ist typischerweise die Option, gegen die sie sich entschieden haben, die Option, die sie hätten wählen können, wenn ihnen die Kosten für diese Option nicht zu hoch gewesen wären. Also sagen sie: Hey, ich war wirklich erfolgreich und habe all diese Dinge gemacht, aber weißt du, heute würde ich all das aufgeben, um mehr Zeit mit meiner Familie zu haben. Da denke ich mir: Ja, ok, aber du hast es nicht gemacht. Du hast dich für die andere Option entschieden. Was du sagst, bedeutet nichts anderes als: Du wolltest eben alles haben. Das macht schon Sinn. So geht es uns allen.“

Das Alter ist nur eine Zahl, aber Zahlen sind bedeutsam

  1. Das Alter ist nur eine Zahl, sagt man. Aber Zahlen sind ziemlich bedeutsam. Durch diese Zahl hast du einen ungefähren Plan, wo du gerade stehst auf deiner Reise zwischen deiner Geburt und deinem Tod. Wenn ich dir einen Tipp geben darf: Vielleicht nimmst du sie lieber zur Kenntnis.

  2. Sollte man sich seinem Alter entsprechend verhalten? Ja, wenn es bedeutet, sich auf elegante und kreative Weise darauf einzustellen. Nein, wenn es bedeutet, dass du dich auf eine Art und Weise benimmst, von der du denkst, dass sie zu dem Alter passt, etwa indem du versuchst, zwanghaft Autorität auszustrahlen oder schlimmer noch, sich wie jemand zu benehmen, der mit dem Leben abgeschlossen hat.

  3. „Um geboren zu werden, schließt dein Körper einen Pakt mit dem Tod, und ab diesem Moment, versucht er lediglich zu betrügen“, schrieb Louise Glück. Ich bin mir nicht ganz sicher, was sie meint, aber ich finde, es klingt optimistisch. All die biologischen Prozesse in unserem Körper, Wunden, die heilen, Infektionen, die bekämpft, Zellschäden, die repariert werden, die Homöostase, all das sind Anzeichen dafür, dass unser Körper dem System eins auswischen will. Manchmal machen sich Leute über Fitnessfans lustig, indem sie sagen, diese wollen ihre eigene Sterblichkeit verleugnen. Na klar wollen sie das! Ab dem Moment, in dem wir geboren werden, streben wir alle danach, die Entropie auszutricksen. Jeder Organismus, auch der, der du bist, ist eine Revolte, eine organisierte Rebellion, gegen das Chaos des Universums. Wenn man gegen so einen unerbittlichen Gegner kämpft, ist es ok zu betrügen, finde ich. Es ist sogar heldenhaft. Das Universum will, dass wir alle zu Staub werden und es wird früher oder später Erfolg damit haben. So lange wie möglich am Leben zu bleiben, kann daher ein wunderbar perverser Akt des Widerstandes sein.

  4. Es gibt ein Interview mit Mick Jagger, dem Frontmann der Rolling Stones, als er 58 war, in dem er viel geduldiger ist, als man meinen könnte, als ein holländischer Interviewer ihm mehr oder weniger sagt, er sei zu alt, um noch Rocksänger zu sein. Mittlerweile ist Jagger 81 und tritt immer noch in ausverkauften Stadien auf. Jagger, Paul McCartney und andere ihrer Generation haben jahrzehntelang ertragen müssen, dass man sich über sie lustig macht, weil sie sich nicht „ihrem Alter entsprechend verhalten“. Inzwischen sagen das nur noch wenige. Indem sie einfach stur weitergemacht haben, haben sie unsere Vorstellung davon verändert, was dieser Satz bedeutet.

  5. Jagger und McCartney machen kaum selbstironische Witze über ihr Alter. Nervöse „Ich bin halt ein alter Knacker“-Sprüche, wie die meisten von uns sie ab 30 bringen, sind von ihnen eher nicht zu erwarten. Ich könnte mir vorstellen, dass das etwas mit der absurd guten Zeit zu tun hat, die sie in ihren 80ern zu haben scheinen. Sie haben das doppelte Spiel perfektioniert: Sie sind sich ihres Alters bewusst und vergessen es gleichzeitig.

  6. Wie „alt“ du bist, hängt davon ab, wie viel du erreicht hast. Damit können ganz unterschiedliche Dinge gemeint sein: einen Song schreiben, Kinder großziehen, eine Firma gründen oder jemanden durch eine schwere Zeit begleiten. Je mehr du erreicht hast, desto jünger bist du (in Bezug auf dein wahres Alter).

  7. Klar ist es brutal, jeden Morgen an seinen Verfall erinnert zu werden, wenn man in den Spiegel schaut. Aber darin steckt auch die Lektion: Akzeptiere, was du nicht ändern kannst. Damit schwirrst du spirituell schon in ziemlich hohen Gefilden.

Mehr zum Thema

  1. Du bist nie jünger als in diesem Moment. Das ist Klischee und Fakt zugleich und etwas, das wir fast nur rückwirkend wertschätzen können. Aber wir sollten es zumindest versuchen. Wir können uns dafür entscheiden, nicht alt zu werden, aber die Alternative ist schlimmer. Altern ist wie eine Wurzelbehandlung oder Demokratie: die schlechteste Option, abgesehen von allen anderen.

  2. Es steckt auch Humor darin, wenn auch der Humor einer britischen Sitcom, zu wissen, dass man das Spiel nur verlieren kann und trotzdem lacht.

  3. Was für eine seltsame Sache einem kleinen Jungen oder Mädchen doch widerfahren kann. Rembrandts späte Selbstporträts fangen dieses Gefühl sehr gut ein. Dieser Blick: genervt, amüsiert, erstaunt, trotzig. Hier ist mein Gesicht. Nicht sehr hübsch, oder? Aber es ist das einzige, das ich habe.


Übersetzung: Nina Roßmann, Schlussredaktion: Susan Mücke, Bildredaktion: Gabriel Schäfer, Audioversion: Christian Melchert

27 Anmerkungen zum Älterwerden

0:00 0:00

Einfach unterwegs hören mit der KR-Audio-App