Vertikal gespiegelte Stadt

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Psyche und Gesundheit

Dein Gehirn täuscht dich, sobald du die Augen aufmachst

Das Gehirn bastelt permanent an seiner Version der Realität. Das sorgt für viele Missverständnisse.

Profilbild von Bent Freiwald
Bildungsreporter

Es ist sechs Uhr dreißig. Sechs. Uhr. Dreißig. Normalerweise stehst du nicht so früh auf. Aber heute hast du keine Wahl. Die Träume der Nacht haben sich beruhigt, und dein Gehirn arbeitet schon auf Hochtouren daran, dich aufzuwecken.

In ihm sitzt eine winzige Struktur namens Nucleus suprachiasmaticus (abgekürzt als SCN). Den Namen musst du dir nicht merken, aber seine Funktion: Er arbeitet nämlich wie ein eingebauter Zeitmanager. Der SCN befindet sich im Hypothalamus, also etwa in der Mitte des Gehirns, knapp über dem Hirnstamm, der das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems ist. Der Hypothalamus kümmert sich unter anderem hauptberuflich darum, dass dir weder zu kalt ist noch zu warm, er reguliert deinen Blutdruck, sorgt dafür, dass du hungrig und durstig bist, und verwaltet auch deinen 24-Stunden-Zyklus von Schlaf und Wachsein, den sogenannten zirkadianen Rhythmus.

Wenn der erste Lichtstrahl durch das Fenster fällt, fährt der SCN seine Arbeit hoch. Licht unterdrückt die Produktion von Melatonin, dem „Schlafhormon“, und aktiviert stattdessen Systeme, die Wachheit fördern. Der SCN wird sogar dann aktiver, wenn du die Augen noch geschlossen hast, sobald helles Licht durch die Lider fällt. Er schickt Signale an andere Gehirnregionen, um dich langsam aufzuwecken. Ein bisschen so wie eine Chefin, die morgens als Erste in die Firma kommt, das Licht einschaltet und alle anderen zur Arbeit ruft. Kurz bevor du aufwachst, sendet der Hypothalamus Signale an die Nebenniere, damit sie beginnt, Cortisol auszuschütten.

Vielleicht kennst du Cortisol nur als Stresshormon, es ist aber entscheidend dafür, deinen Kreislauf und deine Energie in Gang zu bringen. Dieses Hormon erhöht den Blutzucker, beschleunigt deinen Herzschlag und versorgt dein Gehirn mit Energie. Um beim Beispiel der Chefin zu bleiben: Das ist ein bisschen so, als würde deine Chefin dir schon mal einen Espresso zubereiten und ihn dir reichen, sobald du das Büro betrittst.

Während Cortisol arbeitet, schaltet sich eine andere wichtige Substanz ein: Orexin. Dieser Botenstoff, der in den Zellkörpern der Nervenzellen im Hypothalamus selbst produziert wird, sorgt unter anderem dafür, dass dein Gehirn wach bleibt. Orexin weckt andere Wachheitsförderer wie Acetylcholin und Noradrenalin auf, die die elektrische Aktivität im Gehirn verstärken und dich aufmerksam machen. Orexin ist also wie der Abteilungsleiter, der die Teams von Elektrikern (Acetylcholin) und Sicherheitsleuten (Noradrenalin) losschickt, um die Fabrik vollständig hochzufahren.


Am 4. November werde ich in der Krautreporter-Redaktion in Berlin aus meinem Buch lesen und Fragen zum Gehirn beantworten. Als Krautreporter-Mitglied kannst du kostenlos zur Lesung kommen – und auch eine Person mitbringen, die noch kein Mitglied ist. Hier kannst du dich anmelden!


Während diese Mechanismen dich wach machen, wird gleichzeitig das Schlafsystem heruntergefahren. In erster Linie, indem die Menge an Adenosin zurückgeht. Das ist ein Neuromodulator, ein chemischer Botenstoff, der das Gehirn nicht wie ein Lichtschalter, sondern eher wie ein Dimmer regelt. Er verändert, wie stark Nervenzellen generell auf Signale reagieren. Während des Tages sammelt sich Adenosin an, um dich müde zu machen. Der Rückgang von Adenosin gibt deinem Gehirn wiederum das Signal, dass es Zeit ist, aktiv zu werden. Der Botenstoff ist wie die Kollegin von der Nachtschicht, der du noch gerade so morgens begegnest. Sie macht jetzt Feierabend (bleibt aber im Gebäude, ganz verschwindet sie nicht), und andere übernehmen die Tagesschicht.

Wieso die Außenwelt für dein Gehirn wie ein Puzzle ist

Wenn die ersten Sonnenstrahlen auf deine Augen treffen, bringen sie Photonen mit sich. Diese Photonen sind winzige Energiepakete, die in Wellenlängen organisiert sind. Unterschiedliche Wellenlängen bestimmen die Farbe des Lichts – beispielsweise kurzwelliges blaues Licht oder langwelliges rotes Licht. Das Licht durchquert zuerst die Hornhaut und die Linse deines Auges. Dabei wird es gebrochen und fokussiert, sodass es auf der Netzhaut, einer lichtempfindlichen Zellschicht im hinteren Teil des Auges, auftrifft. Die Netzhaut funktioniert wie ein Film in einer alten Kamera, der das Licht aufnimmt. Das Besondere: Das Bild, das auf deiner Netzhaut entsteht, steht erst mal auf dem Kopf. Dein Gehirn dreht das Bild erst später um.

Die Netzhaut enthält zwei Haupttypen von lichtempfindlichen Zellen beziehungsweise Fotorezeptoren. Der erste Typ sind sogenannte Stäbchenzellen. Sie reagieren auf die Lichtintensität und helfen dir, Formen und Bewegungen bei wenig Licht zu sehen. Sie sind aber farbenblind. Gut also, dass es noch die sogenannten Zapfenzellen gibt. Sie sind für Farben verantwortlich und arbeiten am besten bei Tageslicht. Wenn Lichtwellen auf diese Fotorezeptoren treffen, lösen sie eine chemische Reaktion aus. Erst wird ein lichtempfindliches Protein aktiviert: In den Stäbchenzellen ist das Rhodopsin, bei den Zapfen je nach Typ eines von drei Photopsinen – für kurzwelliges, mittelwelliges oder langwelliges Licht. Dies startet eine Reihe chemischer Reaktionen, die Licht in elektrische Signale umwandeln.

Auf der Netzhaut steht die Außenwelt erst mal auf dem Kopf. Und seitenverkehrt 
ist sie auch noch! Denn die Lichtstrahlen werden durch die Linse des Auges gebro￾chen und dabei seitenverkehrt auf die Linse projiziert – wie bei einer Lochkamera.

Auf der Netzhaut steht die Außenwelt erst mal auf dem Kopf. Und seitenverkehrt ist sie auch noch. Denn die Lichtstrahlen werden durch die Linse des Auges gebrochen und dabei seitenverkehrt auf die Linse projiziert – wie bei einer Lochkamera. | Oliver Wetterauer

Du kannst dir die Fotorezeptoren wie biologische Solarzellen vorstellen, die aus Licht elektrochemische Signale machen. Die Signale von den Fotorezeptoren werden an nachgeschaltete Nervenzellen, die sogenannten Bipolarzellen und anschließend an die Ganglienzellen, weitergeleitet. Diese bündeln die Informationen und bereiten die Signale zu Kontrasten, Farben oder Bewegungen für die Weiterleitung ans Gehirn vor. Je nachdem, welche Ganglienzellen aktiviert werden, kann das Gehirn daraus schließen, welche Farbe die Gardinen haben, auf die dein erster Blick des Morgens fällt.

Das elektrische Signal erreicht vom Auge aus deinen Thalamus, ein Areal ziemlich genau in der Mitte des Gehirns, über dem Hirnstamm. Der Thalamus ist so etwas wie das Postamt deines Gehirns. Er entscheidet, welche Informationen zur Verarbeitung weitergeleitet werden. Ein spezifischer Teil des Thalamus, der seitliche Kniehöcker, ist wie eine Umschaltstation, die visuelle Signale direkt an den primären visuellen Kortex weiterleitet. Falls du dich fragst, wo der ist: Einmal die Hand heben und dir gegen den Hinterkopf hauen. Ziemlich genau dort unter der Schädeldecke befindet sich der primäre visuelle Kortex.

Dort angekommen wird das Signal in verschiedene Aspekte zerlegt: Der visuelle Kortex erkennt Linien, Ecken und Konturen und analysiert die Geschwindigkeit und die Richtung sich bewegender Objekte. Er zerlegt diese Informationen in weiteren Arealen und setzt sie dann zu einem zusammenhängenden Bild zusammen. Dein Gehirn ist an dieser Stelle ein echter Puzzlemeister, der die einzelnen Teile des Bildes zusammenfügt, um die Szene vor dir zu erklären. Das alles macht es in einer rasenden Geschwindigkeit, du bekommst nicht mal mit, dass dein Gehirn die einzelnen Aspekte der Szenerie vor dir zusammenbauen muss.

Warum du deiner Wahrnehmung nicht trauen solltest

Im Schlaf kann dir dein Gehirn ganz schöne Streiche spielen. Du siehst Dinge, die nicht real sind, kannst fliegen, vermischst Zeit und Orte miteinander. Ein richtiges Chaos. Gut, dass du dich, sobald du wach bist, auf dein Gehirn verlassen kannst. Die Traumwelt und die Realität unterscheiden sich schließlich. Was du siehst, hörst, fühlst, ist real und wahr – oder?

Ich könnte jetzt so tun, als wäre das die ganze Wahrheit. Als würden die Wellenlängen in elektrisch-chemische Signale umgewandelt, die Signale weitergeleitet, die Objekte und Menschen erkannt, und schon nehmen wir die Welt so wahr, wie sie ist. Juhu! Wir sehen, was ist. Wir sagen, was ist. Das stimmt aber nicht. Denn aus den Signalen, die im Gehirn ankommen, entsteht keine objektive Wahrheit. Das Gehirn interpretiert die Signale. Und dabei kann eine ganze Menge schiefgehen.

Schau dir dafür folgendes Bild mal an. Es basiert auf der sogenannten Schachbrettillusion des amerikanischen Wissenschaftlers Edward H. Adelson. Achte mal auf die Felder A und B:

Ein Tisch mit einer karierten Decke und darauf eine Vase mit einem Blumenstrauß

Sind die Felder gleich dunkel? | Oliver Wetterauer

Feld A ist deutlich dunkler als Feld B, oder? Nun, sie haben exakt die gleiche Farbe. Wenn du jetzt noch mal auf das Bild schaust, wirst du denken: niemals! Feld A ist viel dunkler als Feld B! Wenn man die beiden Felder aber losgelöst von ihrer direkten Umgebung betrachtet, sieht man das auch. Zu diesem Zweck habe ich eine kleine Schablone über das Bild gelegt:

Ein Tisch mit einer karierten Decke und darauf eine Vase mit einem Blumenstrauß

Erkennst du jetzt die optische Täuschung? | Oliver Wetterauer

Ich habe die Farben auf dem zweiten Bild nicht verändert. Sogar wenn man die Illusion aufgedeckt hat, bleibt man von der optischen Täuschung nicht verschont. Wenn du wieder auf das erste Bild schaust, sehen die Grautöne der Felder wieder verschieden aus. Aber sie haben wirklich den gleichen Ton. Es ist zum Verrücktwerden. Wenn dein Gehirn schmerzempfindlich wäre, würde es jetzt wehtun.

Solche optischen Verzerrungen haben auch mit unseren Erinnerungen zu tun. Wir haben abgespeichert, dass Gegenstände Schatten werfen. Deshalb kommt uns das Grau von Feld B auf der Tischdecke auch heller vor als das Grau von Feld A – es liegt im Schatten der Vase und unser Gehirn gleicht die Lichtverhältnisse automatisch aus. Die Signale, die ihren Weg ins Gehirn finden, sind eigentlich gleich. Aber unser Gehirn interpretiert sie wegen der Umstände anders. Illusionen und unterschiedliche Interpretationen wie diese zeigen etwas Wichtiges: Wie wir die Außenwelt wahrnehmen, hat weniger mit unserer Außenwelt zu tun als damit, was in unserem Gehirn passiert.

Das kann zu richtigen Streits führen. Vielleicht erinnerst du dich noch an das berühmte blau-weiße Kleid (auch bekannt als #TheDress), das im Februar 2015 viral ging. Es wurde innerhalb weniger Stunden zu einer globalen optischen Illusion, die das Internet spaltete: Ist das Kleid blau-schwarz oder weiß-gold?

Foto von #TheDress

Cecilia Bleasdale

Das Phänomen ist eine Farbwahrnehmungstäuschung, ausgelöst durch unklare Lichtverhältnisse auf dem Foto. Die Gehirne derjenigen, die das Bild betrachteten, mussten entscheiden, ob sie das Kleid als im Schatten oder als im direkten Licht hängend interpretieren. Wer glaubte, das Kleid sei im Schatten, kompensierte das blaue Licht und sah es weiß-gold. Wer dachte, es sei direkt beleuchtet, kompensierte warmes Licht und sah es blauschwarz. Wer das Kleid anschaute, war sich enorm sicher (man konnte es doch schließlich sehen), welche Farbe es hatte. Die beiden Seiten hatten oftmals nur wenig Verständnis füreinander.

Ich finde das auf der einen Seite erschreckend: Wir verlassen uns jeden Tag, dass wir darauf vertrauen können, was wir sehen und hören. Andererseits nimmt die Erkenntnis, dass wir unsere Welt immer nur interpretiert wahrnehmen, das Feuer aus hitzigen Diskussionen. Wenn wir schon bei Farben dieselben Wellenlängen unterschiedlich wahrnehmen, wie soll es dann erst sein, wenn wir uns im Freundeskreis über Migrationspolitik streiten, wenn wir durch unsere Mimik und Gestik miteinander kommunizieren oder wenn wir Studien und Statistiken lesen müssen? Eben. Im Grunde geht es uns in vielen gesellschaftlichen Streits wie mit dem Kleid: Wir interpretieren dieselbe Welt, dieselben Daten, dieselben Wellenlängen komplett unterschiedlich.

Nicht nur Sehen ist Interpretationssache

Der Kontext ist aber nicht nur beim Sehen wichtig. Eigentlich interpretieren wir alle Informationen, die im Gehirn landen, je nach Zusammenhang unterschiedlich. Und das kann durchaus folgenreich sein. Lies dir mal kurz den folgenden Absatz durch. In ihm steckt nämlich eine der mächtigsten Lektionen, die es über die Macht vom Kontext gibt, diesmal am Beispiel von Sprache:

„Die Kriminalitätsbestie verwüstet zunehmend die Stadt Addison. Die Kriminalitätsrate der einst friedvollen Stadt ist über die letzten Jahre stetig gestiegen. Heute gibt es Kriminalität in allen Wohngegenden. Im Jahr 2004 wurden noch 46.177 Verbrechen gemeldet, im Jahr 2007 waren es bereits 55.000. Der Anstieg von Gewaltverbrechen ist besonders beunruhigend. Im Jahr 2004 gab es 330 Morde in der Stadt, im Jahr 2007 waren es über 500.“

Die arme Stadt Addison. Jetzt habe ich zwei Fragen an dich: Was muss die Stadt Addison deiner Meinung nach tun, um die Kriminalität zu verringern? Und welcher Teil des Berichts oben hat deine Entscheidung, was Addison tun sollte, am meisten beeinflusst? 485 US-amerikanischen Studierenden wurden in einem Experiment diese Fragen gestellt. Der Hälfte wurde zuvor allerdings ein anderer Text vorgelegt. Kein grundlegend anderer. Eigentlich wurde nur ein Wort ausgetauscht.

Statt um eine „Kriminalitätsbestie“ ging es im Text der anderen Hälfte um ein „Kriminalitätsvirus“. Die Antworten auf die beiden anschließenden Fragen unterschieden sich allerdings sehr, und zwar abhängig davon, welche Metapher im Text für Kriminalität benutzt wurde. Während die Virus-Gruppe vor allem auf Prävention und soziale Reformen setzen wollte, entschied sich die Raubtier-Gruppe meistens für härteren Vollzug, bessere Polizeiarbeit und neue Gefängnisse. Und damit nicht genug.

Als die Forschenden die Versuchspersonen fragten, warum sie sich so entschieden hätten, antworteten fast alle: natürlich wegen der Statistiken im Text! Die Statistiken waren in beiden Texten allerdings gleich. Nur drei Prozent der Teilnehmenden verwiesen auf die benutzte Metapher als Einfluss auf ihre Entscheidung. Was war da los? Das Experiment wurde durchgeführt von zwei Psycholog:innen an der University of Stanford: Paul H. Thibodeau und Lera Boroditsky. Beide forschen seit Jahren dazu, wie Sprache unser Denken und unsere Entscheidungsfindung beeinflusst. Vor allem dazu, welche Rolle Metaphern dabei spielen.

Ich habe meine Bachelorarbeit zu diesem Thema geschrieben und mir dabei die Sprachbilder der AfD angeschaut. Du kennst sie: „Flüchtlingswellen“, „Schmarotzer, „Parasiten“. Wenn wir Menschen, die in größter Not zu uns kommen, als Parasiten bezeichnen, überträgt unser Gehirn die Eigenschaften, die wir Parasiten zuschreiben, auf diese Menschen. Parasiten schädigen ihren Wirt durch Energieraub, sie leben auf Kosten des Wirts, manipulieren ihn. Die AfD wollte von Anfang an, dass wir glauben, all das würde auf Geflüchtete zutreffen. Die Recherche für die Bachelorarbeit war widerlich, denn sie zeigte, dass die AfD ihre Sprache bewusst gegen Menschengruppen einsetzt, während die anderen Parteien nur ratlos danebenstehen und ab und zu ihren Unmut kundtun. Durch diese Arbeit habe ich gelernt, wie mächtig Sprache ist.

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Thibodeau und Boroditsky erklären die Ergebnisse ihrer oben erwähnten Studie so: Bestien sind wilde Tiere, vor denen wir uns fürchten, sie greifen uns an, sind bösartig und müssen gestoppt werden, sonst ist unser Leben in Gefahr. Mit Bestien geht man nicht vorsichtig um. Da hilft nur hartes Durchgreifen. Wenn Kriminalität als Bestie beschrieben wird, werden all die Vorstellungen in unserem Gehirn aktiviert, die wir mit Bestien verbinden. Und weil diese Vorstellungen aktiviert sind, übertragen wir sie auf das Kriminalitätsproblem in Addison. Wir fordern härteren Vollzug und neue Gefängnisse. Wir müssen der Bestie standhalten!

Viren hingegen aktivieren andere Vorstellungen in unserem Kopf. Wichtig: Die Studie wurde Jahre vor der Corona-Pandemie durchgeführt. Viren sind ein Gesundheitsproblem, Viren rennen nicht bösartig auf uns zu und wollen uns auch nicht zerfleischen. Entsprechend anders denken diejenigen, die das Kriminalitätsvirus bekämpfen wollen, auch über die passenden Maßnahmen: Prävention und soziale Arbeit scheinen ihnen die Mittel der Wahl zu sein.

Cover des Buches "Wer denkt, ist klar im Vorteil"

Unsere Wahrnehmung ist also nicht nur verzerrt, wenn es um optische Illusionen geht – sie ist praktisch immer verzehrt. Die Art und Weise, wie wir etwas wahrnehmen, hängt maßgeblich vom Kontext ab. Nicht nur von dem der Außenwelt, sondern vor allem auch von unserem eigenen Kontext: unseren Erfahrungen und Erinnerungen, unseren Ängsten, Wünschen und Träumen. Noch mal, weil es wichtig ist: Wie wir die Welt wahrnehmen, hat weniger mit der Welt da draußen zu tun als mit dem, was in unserem Gehirn passiert. Wenn du das weißt, bist du bestens gewappnet dafür, dich der Welt außerhalb deines Bettes zu widmen. Und genau das wirst du jetzt tun.

Das war ein Buchauszug aus: Bent Freiwald „Wer denkt, ist klar im Vorteil – Wie du dein Gehirn smarter nutzt“ © 2025, Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln. 304 Seiten, Klappenbroschur, 20 Euro. Zum Buch!


Schlussredaktion: Susan Mücke, Fotoredaktion: Gabriel Schäfer.

Dein Gehirn täuscht dich, sobald du die Augen aufmachst

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