Die ungarische Regierungspartei Fidesz schafft de facto die freie Presse ab und im weiteren Sinne die demokratische öffentliche Debatte.
Mit dem am 13. Mai eingebrachten Gesetzentwurf zur „Transparenz“ greift Fidesz zu autoritären Methoden, wie wir sie aus Putins Russland kennen. Sollte das Gesetz verabschiedet werden – und es gibt keine Anzeichen, dass es nicht dazu kommt –, würde es den Weg frei machen für gezielte Angriffe auf ungarische Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen, die finanzielle Mittel aus dem Ausland erhalten. Dazu zählen auch Spenden oder transparente EU-Fördergelder, die für ihr Überleben entscheidend sind.
Das Gesetz ist so breit gefasst, dass es auf praktisch jede Organisation angewendet werden könnte, die sich am öffentlichen Leben oder an der gesellschaftlichen Debatte beteiligt, darunter unabhängige Medien und Menschenrechtsorganisationen.
Für die Umsetzung des Gesetzes soll das neu geschaffene „Amt für den Schutz der Souveränität“ zuständig sein, geleitet von einer Person, die kürzlich öffentlich dazu aufrief, unabhängige Medien nicht zu unterstützen. Dieses Amt soll „problematische“ Organisationen per Regierungsdekret auf eine Beobachtungsliste setzen.
Den Organisationen auf dieser Liste drohen drastische Konsequenzen, zum Beispiel können ihre Bankkonten eingefroren werden, ihre Führungspersonen müssten öffentlich Vermögenserklärungen abgeben und es könnten hohe Geldstrafen verhängt werden.
Das Überleben freier Presse ist keine rein nationale Angelegenheit, insbesondere nicht in einer Region, in der sich immer mehr populistische Führer Methoden von Viktor Orbán abschauen. Im gemeinsamen europäischen Interesse liegt es, laut und deutlich zu sagen: Informationsfreiheit, kritische, freie und faktenbasierte Medien sowie kritische Stimmen im öffentlichen Raum sind unverzichtbar.
Wir fordern unsere Regierungen und die Institutionen der EU auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um dieses Gesetz zu verhindern. Es steht in eklatantem Widerspruch zu den EU-Verträgen und der Charta der Grundrechte.
- Alessia Cerantola, Redaktionsleiterin, Investigate Europe (Italien)
- Andrei Ciurcanu, Präsident, RISE Project (Rumänien)
- Anna Gielewska, Chefredakteurin, VSquare (Polen)
- Anneleen Ophoff, Geschäftsführerin, Apache (Belgien)
- Anuška Delić, Gründerin und Chefredakteurin, Oštro (Slowenien)
- Attila Biro, Chefredakteur, Context.ro (Rumänien)
- Augustine Zenakos, Chefredakteur, The Manifold (Griechenland)
- Bartosz T. Wieliński, stellvertretender Chefredakteur, Gazeta Wyborcza (Polen)
- Bastian Obermayer, Direktor und Mitgründer, paper trail media (Deutschland)
- Beata Balogova, Chefredakteurin, SME (Slowakei)
- Bettina Hamilton-Irvine, Co-Chefredakteurin, Republik (Schweiz)
- Catalin Tolontan, Redaktionskoordinator, Hotnews (Rumänien)
- Catalina Albeanu, Geschäftsführerin, Display Europe (Österreich)
- Catarina Carvalho, Redakteurin, Mensagem de Lisboa (Portugal)
- Cecilia Anesi, Direktorin des Zentrums, IRPI (Italien)
- Christiane Schulzki-Haddouti, Vorstandsmitglied, RiffReporter.de (Deutschland)
- Cristian Delcea, Chefredakteur / Mitgründer, Recorder (Rumänien)
- David Schraven, Geschäftsführer & Herausgeber, CORRECTIV (Deutschland)
- Dieter Bornemann, Vorsitzender des Redaktionsausschusses, ORF (Österreich)
- Dimitris Xenakis, Herausgeber, Inside Story (Griechenland)
- Dov Alfon, Chefredakteur, Libération (Frankreich)
- Elena Sánchez Nicolás, Chefredakteurin, EUobserver (Belgien)
- Elisabetta Tola, Gründerin und Chefredakteurin, Facta.eu (Italien)
- Erik Tabery, Chefredakteur, Respekt (Tschechien)
- Eva Belmote, Chefredakteurin, Civio (Spanien)
- Filip Minich, Chefredakteur, Refresher (Slowakei)
- Florian Klenk, Chefredakteur, Falter (Österreich)
- Florian Skrabal, Chefredakteur, Dossier (Österreich)
- Francesca Festa, Mitgründerin, Sphera Network (Frankreich)
- Frederik Obermaier, Direktor und Mitgründer, paper trail media (Deutschland)
- Gian-Paolo Accardo, Chefredakteur, Voxeurop (Frankreich)
- Giulio Rubino, Co-Chefredakteur, IrpiMedia (Italien)
- Harry Lensink, Chefredakteur, Follow the Money (Niederlande)
- Ivaylo Stanchev, Chefredakteur, Capital (Bulgarien)
- Jakub Patočka, Chefredakteur, Deník Referendum (Tschechien)
- Ján Simkanič, Geschäftsführer & Herausgeber, Deník N (Tschechien)
- Janusz Schwertner, Chefredakteur, Goniec.pl (Polen)
- Jaroslav Masek, Chefredakteur, Hospodarske noviny (Tschechien)
- Jelena Pavic Valentic, Chefredakteurin, Telegram (Kroatien)
- Jerzy Baczyński, Chefredakteur, Polityka (Polen)
- Joanna Krawczyk, Direktorin, CORRECTIV.Europe (Deutschland)
- Josef Pazderka, Chefredakteur, Tschechischer Rundfunk Plus (Tschechien)
- Karl van den Broeck, Gründer & Chefredakteur, Apache (Belgien)
- Katharine Viner, Chefredakteurin, The Guardian (UK)
- László Juhász, Chefredakteur, Paraméter (Slowakei)
- Lise Witteman, stellvertretende Chefredakteurin, Follow the Money (Niederlande)
- Lorenzo Bagnoli, Co-Chefredakteur, IrpiMedia (Italien)
- Loucas Fesias, Chefredakteur, AlphaNewsLive (Zypern)
- Lukáš Diko, Chefredakteur, Investigative center of Jan Kuciak (Slowakei)
- Lukáš Fila, Geschäftsführer, Denník N (Slowakei); Vorstandsvorsitzender, Respekt, Deník N, Heroine
(Tschechien) - Magda Jethon, Chefredakteurin, Radio Nowy Świat (Polen)
- Magdalena Chrzczonowicz, Chefredakteurin, OKO.press (Polen)
- Mašenjka Bačić, stellvertretende Chefredakteurin, Oštro (Kroatien)
- Mathias Destal, Chefredakteur, Disclose (Frankreich)
- Matus Kostolny, Chefredakteur, Denník N (Slowakei)
- Matyáš Zrno, Chefredakteur, Aktuálně (Tschechien)
- Michał Danielewski, Chefredakteur, OKO.press (Polen)
- Michal Musil, Chefredakteur, Reportér magazín (Tschechien)
- Michał Szułdrzyński, Chefredakteur, Rzeczpospolita (Polen)
- Mihai Voinea, Chefredakteur / Mitgründer, Recorder (Rumänien)
- Miroslava Kernová, Chefredakteurin, Omediach.com (Slowakei)
- Mustafa Kuleli, Chefredakteur, Mediternews (Türkei)
- Nikolas Leontopoulos, Mitgründer & Redakteur, Reporters United (Griechenland)
- Norbert Molnár, Leiter Digitale Veröffentlichungen, Új Szó (Slowakei)
- Pavel Tomášek, Chefredakteur, Deník N (Tschechien)
- Peter Bardy, Chefredakteur, Aktuality (Slowakei)
- Petr Kain, Chefredakteur, Ekonom (Tschechien)
- Petr Šabata, Chefredakteur, Tageszeitung Právo (Tschechien)
- Robert Brestan, Chefredakteur, HlidaciPes.org (Tschechien)
- Robert Čásenský, Chefredakteur, Seznam Zprávy (Tschechien); Gründer, Reportér magazín
(Tschechien) - Roman Imielski, Erster stellvertretender Chefredakteur, Gazeta Wyborcza (Polen)
- Rozina Breen, Chefredakteurin und Geschäftsführerin, The Bureau of Investigative Journalism (UK)
- Sam Tranum, Redakteur, Dublin Inquirer (Irland)
- Sebastian Esser, Herausgeber, Krautreporter (Deutschland)
- Slawek Blich, Geschäftsführer, Display Europe (Österreich)
- Sofia da Palma Rodrigues, Mitgründerin & Chefredakteurin, DIVERGENTE.PT (Portugal)
- Stefan Hrib, Chefredakteur, Tyzden (Slowakei)
- Stefan Johannesberg, Vorstandsmitglied, RiffReporter.de (Deutschland)
- Teresa O’Connell, Redaktionsleiterin, Are We Europe (Niederlande / Deutschland)
- Das Fumaça-Team (Portugal)
- Virginia Pérez Alonso, Chefredakteurin, infoLibre (Spanien)
- Wojciech Przybylski, Chefredakteur, Visegrad Insight (Polen)
- Zoltán Sipos, Chefredakteur, Átlátszó Erdély (Rumänien)
- Zoltán Szalay, Chefredakteur, Napunk (Slowakei)